Ein Geschenk steht vor der Kooperationseinrichtung in der Diamantstraße. Gut verschnürt in goldglänzender Hülle weckt es die Phantasie des Betrachters. Was könnte da wohl drin sein? Es muss etwas kostbares, etwas besonderes sein, sonst wäre es nicht so wunderschön verpackt. Doch Gabriele Obermaier gibt das Geheimnis nicht preis, was sich in seinem Inneren verbirgt. „Es ist immer genau das darin, was Kinder sich gerade wünschen.“, erklärt die Künstlerin. Die Idee für ihre Arbeit bekam sie durch ein Paket, das sie im Keller fand und das ihre Neugierde weckte. Sie öffnete es, betrachtete den Inhalt, verschnürte es wieder und machte es zum Modell für ihre Skulptur. Für die Realisierung vergrößerte sie den geheimnisvollen Inhalt, verpackte ihn erneut und goss die Form in Bronze.
Etwas verhüllen, dem Blick des Betrachters entziehen und doch die Aufmerksamkeit auf die Form lenken, ist eine künstlerische Strategie von Obermaier. Für ihre Skulptur vor dem Bundessozialgericht in Oberkassel nähte sie dem Gebäude eine verkleinerte Hülle aus Filz und goss diese dann aus Metall. Das Harte und das Weiche, das Warme und das Kalte, das Verhüllen und das Zeigen sind spannungsreiche Gegensätze, die Obermaier auch in dem Geschenk vereint. In der Farbwahl hat sie sich an der kühlen, silbrig glänzenden Fassade des Gebäudes orientiert und ihr einen warmen Goldton entgegengesetzt.
Das Geschenk ist nicht groß und nicht klein, gerade so, dass man darauf klettern kann. Man kann es anfassen, die Kühle des Metalls spüren oder einfach anschauen und sich über das Schattenspiel in den Falten und die Lichtreflexe auf der Oberfläche freuen. Vor dem Eingang der Kooperationseinrichtung ist es ein heiterer Willkommensgruß, der alle Kinder erreicht.
Cornelia Gockel