Sie hat schon einmal ein Haus ins Wasser gesetzt oder eines in Form eines Gebäudes aus Filz vor eines aus Stein. Sie hat Kindern ein verpacktes „Geschenk“ vor die Tür gestellt oder Schülern die Sterne hingeschüttet. Die Rede ist von der Künstlerin Gabriele Obermaier. Das Haus im Wasser steht perspektivisch verzerrt in einem Überlaufbecken in Dorfen, in Oberbayern, und wird dort gelegentlich überschwemmt. Bei der Skulptur „Weiches Haus“ handelt es sich um ein maßstäblich verkleinertes, in Stoff nachgebautes, dann jedoch in Aluminium gegossenes Pendant zum Respekt einflößenden Gebäude des Bundessozialgerichtes in Kassel. Das Geschenk wiederum steht passenderweise vor einem Kinderhaus in München und die „Sternenschütte“ in der Europäischen Schule, gleichfalls in München. Dies sind nur vier Beispiele für Kunst-am-Bau Wettbewerbe, in denen die Künstlerin Gabriele Obermaier seit 2003 erfolgreich war. Und nun folgt Bremerhaven. Unter nahezu 300 Einreichungen erhielt sie im Dezember Zuschlag beim Kunst-am-Bau Wettbewerb für den Neubau der Thünen-Institute für Seefischerei sowie für Fischereiökologie. Über den Sommer 2018 soll ihr Entwurf UWO_1-8 realisiert werden.
Der Kunstverein Bremerhaven von 1886 freut sich, die Künstlerin zeitnah für eine Ausstellung in der Kunsthalle gewonnen zu haben. Es ist die erste Ausstellung der in München beheimateten Künstlerin in Norddeutschland sowie zugleich ihre erste Einzelausstellung. Das ist insofern bemerkenswert, weil Gabriele Obermaier bereits seit Mitte der 1990er Jahre mit ihren Objekten und Fotoarbeiten in einer Vielzahl von Ausstellungen präsent ist und wiederholt in Wettbewerben für Kunst-am-Bau erfolgreich war. Das Gabriele Obermaier als Einzelkünstlerin bisher weniger in Erscheinung getreten ist, liegt daran, dass ihre Ausstellungsbeteiligungen bisher meistens mit dem Künstlerkollektiv „Department für öffentliche Erscheinungen“ zusammen mit Peter Boerboom, Carola Vogt und Silke Witzsch † stattgefunden haben.
Aktuell werden Arbeiten des Departments in der Rathausgalerie Kunsthalle München. Eine weitere Ausstellung von Gabriele Obermaier folgt im Juni noch im Kunstverein Ebersberg. Ihr Ausstellungskalender ist somit gut gefüllt.
Kennzeichnend für die zumeist bildhauerischen Beiträge von Gabriele Obermaier waren in den Gruppenausstellungen, Projekten und Interventionen des Departments für öffentliche Erscheinungen in der Regel die drei Parameter Materialität, Orts- oder Raumbezug sowie die Form, wie sie auch in ihren Kunst-am-Bau-Beiträgen sichtbar werden und aus denen sich auch der Titel der aktuellen Ausstellung BODY_SPACE_MATERIAL in der Kunsthalle Bremerhaven ableitet. In den Aktionen und Interventionen des Departments kamen zudem soziologische und kommunikative, beziehungsweise partizipative Aspekte hinzu. In der Ausstellung in Bremerhaven zeigt Gabriele Obermaier neue und ortsbezogene Werke.
Kai Kähler